,,…Und auch wenn wir jetzt zum Abschluss des Heiligen Jahres die Heilige Pforte der Kapuzinerkirche zum letzten Mal durchschreiten, so soll auch weiterhin die Gnade der Barmherzigkeit, die wir selbst erfahren haben, durch uns wirken und sich auf unsere Mitmenschen ausdehnen.“
dscf2795-3Mit dieser Perspektive endete die Predigt am 13.11.2016, die Herr Generalvikar Thomas Keßler im Rahmen einer feierlichen Vesper zum Abschluss des Heiligen Jahres in der Kapuzinerkirche in Aschaffenburg hielt. Er verwies auf verschiedenen Formen der Barmherzigkeit, die innerhalb des christlichen Glaubens gelebt werden könnten.
Am 11. November sei das Fest des Heiligen Martin begangen worden, dem gerade in Aschaffenburg auf vielfältige Weise gedacht würde. Indem er seinen Mantel teilte, habe er Barmherzigkeit praktisch erfahrbar gemacht und auf neue Wege verwiesen.
Durch das Sakrament der Versöhnung stehe Christen immer der Weg der Vergebung durch die Barmherzigkeit des Vaters offen, die uns auffange und rette wie ein Netz, wenn wir uns durch die Sünde haben fangen lassen.
Zur Veranschaulichung verwies er auf die Novelle ,,Das Netz“ von Werner Bergengruen, in der eine Frau wegen erwiesener Untreue zum Tode durch den Sprung von hohen Klippen verurteilt wurde. Ihr Mann, ein Fischer, liebte sie und wollte sie retten und spannte unten ein Netz auf, um sie aufzufangen. Nachdem das Urteil vollstreckt worden war, fand man den Fischer und seine Frau gemeinsam in ihrer Hütte vor: Das Netz hatte sie gerettet. Beeindruckt und berührt von der Liebe und der Vergebung des Fischers, und auch weil das Urteil vollzogen worden war und kein neues gesprochen werden konnte, durfte die Frau am Leben bleiben, allerdings mit der Auflage, dass sie für immer ein Haarnetz tragen müsse: ,,Du hast dich in einem Netz fangen lassen und bist durch das Netz der Liebe gerettet worden. Damit du dir dessen bewusst bleibst, sollst du immer ein Haarnetz tragen.“
(„Das Netz“ von Werner Bergengruen, aus „Hoffsümmer Kurzgeschichten“, Grünewald Verlag)
Den Text der Novelle finden Sie hier: Das Netz

Auch wir trügen dieses Netz der Liebe und Vergebung, dass uns geschenkt wurde, indem Gott uns seinen Sohn sandte, der uns durch seinen Tod am Kreuz Erlösung und Vergebung unser Sünden schenkte. Und wir sind aufgerufen, es zu erweitern, indem wir unseren Nächsten mit Barmherzigkeit begegnen.

dscf2832Nach der Vesper zogen die zahlreichen Besucher gemeinsam aus der Kirche aus. Beim letztmaligen Durchschreiten der Heiligen Pforte wurden sie vom Generalvikar Thomas Keßler zur Erinnerung an ihre Taufe so reichlich mit Weihwasser gesegnet, dass Brillenträger ihre Brille trocken legen mussten.
Die Kirchentür wurde verschlossen, nachdem die letzte Person die Kirche verlassen hatte.

Nach einer kurzen ,,Umbaupause“ waren die Besucher eingeladen, zusammen mit den Brüdern und Schwestern der dscf2867Franziskanischen Gemeinschaft von Betanien durch Texte, Gebet, Gesang und Musik Gott zu loben und zu ehren und zu danken für die Gnadengaben, die dieses Heilige Jahr der Barmherzigkeit für uns alle bereit gehalten hatte und die auch in die Zukunft hinein wirken werden. Voller Dankbarkeit und Freude über diesen schönen Abend und mit Melodien in Herz und Ohr machten wir uns zu später Stunde auf den Heimweg.

Weitere Fotos von Vesper und Dankkonzert finden Sie hier: Abschluss des Heiligen Jahres

Artikel von Christiane Löh

Franziskanische Gemeinschaft von Betanien AB