versoehnung03_480Die Beichte – das Sakrament der Buße

von Bruder Nicola Curcio, FGB Aschaffenburg – Katechese vom 13. März 2016

Liebe Brüder und Schwestern, wir beginnen diese Katechese wie üblich mit einigen Vorbereitungsfragen: Sind wir überzeugt, dass wir Sünder sind? Glauben wir daran, dass wir durch die Sünde geistlich tot sind? Ist es uns wirklich bewusst, dass wir ohne das Opfer Jesu Christi in Ewigkeit verdammt wären, absolut unfähig ein Gnadenleben zu führen in der Gemeinschaft mit Gott? Sind wir überzeugt, dass Christus uns durch sein Opfer im Geist aufweckt, noch mehr, glauben wir fest daran, dass er es jedes Mal tut, wenn wir nach dem Sündigen beichten?

Martin Luther glaubte nicht daran. Er meinte, die Seele des Menschen sei unwiederbringlich krank, nicht einmal die Gnade Gottes hätte die Kapazität sie neu aufzuwecken. Das einzige, was die Gnade Gottes tun kann, ist uns ein weißes Kleid anzuziehen, d.h. wir sind, aber Gott schaut uns durch die Gnade so an, wie wenn wir keine Sünder wären. Nur im Himmel werden wir neu in der Gemeinschaft mit Gott wiederhergestellt, aber solange wir auf der Erde leben, bleiben wir absolute Sünder, das Gnadenleben kann nicht in sündigen Menschen beginnen, das sei unmöglich.

Wenn das die Lage des Menschen ist, wenn die Aufweckung der Seele während des irdischen Lebens nicht möglich ist, dann hat Luther Recht, wozu brauchen wir dann die Sakramente? Wenn sie in uns nicht das göttliche Leben bewirken, wenn sie uns von innen nicht erneuern, aufwecken, dann brauchen wir keine Eucharistie, keine Beichte, noch mehr, wir brauchen keine Priester mehr, die uns die Sakramente spenden.

Das ist im Wesentlichen, was uns Katholiken von den Protestanten unterscheidet, alles andere ist nur Nebensache. Aber liebe Brüder und Schwester, diese Sicht finde ich oft auch in Menschen, die sich als katholisch bezeichnen.

Wenn wir die Vorbereitungsfragen nicht bejahen und eher von einer protestantischen Sicht, – vielleicht auch unbewusst – beeinflusst sind, dann verliert die Beichte uns gegenüber ihre Bedeutung. Bei vielen heißt es dann: „Für was soll ich beichten, ich werde ja die gleiche Sünde wieder begehen. Aber vielleicht ist es eine gute Gelegenheit, ein gutes Gespräch zu führen“.

Freilich kann die Beichte auch ein Moment für ein gutes Gespräch sein, das ist nicht ausgeschlossen. Aber wenn bloß dieses das Verständnis der Beichte ist, dann hat man noch nicht verstanden, was Sünde ist, was sie in uns bewirkt und was die Gnade der Beichte in uns bewirkt. Die Beichte ist nämlich etwas Anderes als nur ein gutes Gespräch.

Somit wollen wir jetzt in das Wesen, in den Kern unserer Katechese eindringen. Wir werden uns drei Punkte ansehen:

1. Was ist die Sünde

2. Was bewirkt die Sünde in uns

3. Was bewirkt in uns die Gnade der Beichte, bzw. des Sakrament der Buße

Was ist die Sünde

(vgl. KKK 387-398 u. 1871-72)

Was die Sünde ist, im Besonderen die Erbsünde, das sieht man nur im Licht der göttlichen Offenbarung. Diese schenkt uns eine Erkenntnis Gottes, ohne die man die Sünde nicht klar wahrnehmen kann und ohne die man versucht ist, Sünde lediglich als eine Wachstums-störung, eine psychische Schwäche, einen Fehler oder als die notwendige Folge einer unrichtigen Gesellschaftsstruktur zu erklären. Nur in Kenntnis dessen, wozu Gott den Menschen bestimmt hat, als Kinder Gottes zu leben, erfasst man, dass die Sünde ein Missbrauch der Freiheit ist, die Gott seinen vernunftbegabten Geschöpfen gibt, damit sie ihn als Schöpfer und Vater und einander lieben können.

Wir können die Sünde nicht gut verstehen ohne klar zu haben, worin die Ursünde besteht. Die Heilige Schrift berichtet über die Ursünde grundsätzlich in der Genesis und in den Briefen des Apostels Paulus, besonderes im Römerbrief. Auch Jesus zitiert ungesagt die Erbsünde im Evangelium, als er den Pharisäern erklärt: „Nichts was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, macht ihn unrein“ (Mk 7). In unserer menschlichen Natur befindet sich eine unreine Quelle, die aus uns Sünder macht.

Der Katechismus in den Nummern 397, 398 fasst zusammen: „Vom Teufel versucht, ließ der Mensch in seinem Herzen das Vertrauen zu seinem Schöpfer sterben (vgl. Gen 3,1), missbrauchte seine Freiheit und gehorchte dem Gebot Gottes nicht. Darin bestand die erste Sünde des Menschen (vgl. Röm 5,19). Danach wird jede Sünde Ungehorsam gegen Gott und Mangel an Vertrauen auf seine Güte sein.

In dieser Sünde zog der Mensch sich selbst Gott vor und missachtete damit Gott: er entschied sich für sich selbst gegen Gott, gegen die Erfordernisse seines eigenen Daseins als Geschöpf und damit gegen sein eigenes Wohl. In einem Zustand der Heiligkeit erschaffen, war der Mensch dazu bestimmt, von Gott in der Herrlichkeit völlig „vergöttlicht“ zu werden. Vom Teufel versucht, wollte er ,,wie Gott sein“ (Vgl. Gen 3, 5.), aber ,,ohne Gott und vor Gott und nicht Gott gemäß“.

Achtung – die Berufung des Menschen ist ,,wie Gott zu sein“, Jesus sagt uns im Evangelium: „seid vollkommen wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“. D. h. unser Ziel ist es, wie Gott zu sein, die Sünde besteht aber darin, es „ohne Gott, vor Gott und es nicht Gott gemäß zu sein“.

Wir fassen zusammen: Die Sünde lehnt sich gegen die Liebe Gottes zu uns auf und wendet unsere Herzen von ihm ab. Sie ist ein Ungehorsam, eine Auflehnung gegen Gott durch den Willen, „wie Gott“ zu werden und dadurch Gut und Böse zu erkennen und zu bestimmen (Gen 3,5). Die Sünde ist ein Wort, eine Tat oder ein Begehren im Widerspruch zum ewigen Gesetz Gottes. Sie verwundet die Natur des Menschen und beeinträchtigt die menschliche Solidarität.

Die Sünde besteht darin, indem dass man sein eigenes Dasein als Geschöpf, die naturbedingte Abhängigkeit, bzw. Beziehung zum Schöpfer verleugnet und ablehnt. Man verlangt, die Güter Gottes zu besitzen, ohne zu erkennen, von wem sie entspringen.

„Gaudium et Spes“, eine Konstitution des II. Vatikanischen Konzils, schließt in der Nr. 13: „Was uns aufgrund der göttlichen Offenbarung bekannt wird, stimmt mit der Erfahrung selbst überein. Denn der Mensch erfährt sich, wenn er in sein Herz schaut, auch zum Bösen geneigt und in vielfältige Übel verstrickt, die nicht von seinem guten Schöpfer herkommen können. Oft weigert er sich, Gott als seinen Ursprung anzuerkennen; er durchbricht dadurch auch die gebührende Ausrichtung auf sein letztes Ziel, zugleich aber auch seine ganze Ordnung gegenüber sich selbst wie den anderen Menschen und gegenüber allen geschaffenen Dingen“.

Was bewirkt in uns die Sünde

(vgl. KKK 402-409 u. 1849-64)

Wir müssen hier eine Präzisierung machen: Was die Ursünde in uns bewirkt hat, und was unsere persönliche Sünde in uns verursacht.

Was bewirkt die Ursünde in uns?

In die Ursünde, die Sünde Adams, so sagt uns der Hl. Paulus, sind alle Menschen verwickelt. Wir hören im Römerbrief: „Durch den Ungehorsam des einen Menschen“ wurden ,,die vielen (das heißt alle Menschen) zu Sündern“ (Röm 5,19): ,,Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod, und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil alle sündigten“ (Röm 5,12).

Das ganze Menschengeschlecht ist in Adam ,,wie der eine Leib eines einzelnen Menschen“. Das ist eine Wahrheit, die uns geoffenbart wurde, die können wir mit der Vernunft alleine nicht vollkommen verstehen. Wegen dieser „Einheit des Menschengeschlechtes“ sind alle Menschen in die Sünde Adams verstrickt, aber auch wegen derselben Einheit werden wir alle in die Gerechtigkeit Christi einbezogen, nehmen wir Teil an der Auferstehung Christi. Liebe Brüder und Schwestern, die Weitergabe der Erbsünde bleibt für uns jedoch ein Geheimnis, das wir nicht völlig verstehen können. Durch die Offenbarung wissen wir aber, dass Adam die ursprüngliche Heiligkeit und Gerechtigkeit nicht für sich allein erhalten hatte, sondern für die ganze Menschennatur. Indem Adam und Eva dem Versucher nachgeben, begehen sie eine persönliche Sünde, aber diese Sünde trifft auch die Menschennatur überhaupt, die sie in der Folge im gefallenen Zustand weitergeben. Sie ist eine Sünde, die durch Fortpflanzung an die gesamte Menschheit weitergegeben wird, nämlich durch die Weitergabe einer menschlichen Natur, die der ursprünglichen Heiligkeit und Gerechtigkeit ermangelt. Deswegen ist die Erbsünde ,,Sünde“ in einem übertragenen Sinn: Sie ist eine Sünde, die man ,,miterhalten“, nicht aber begangen hat, ein Zustand, keine Tat.

Was bedeutet das? Die Erbsünde hat bei keinem Nachkommen Adams den Charakter einer persönlichen Schuld, sondern sie überträgt ihm einen Zustand, eine Folge, und zwar der Mensch ermangelt der ursprünglichen Heiligkeit und Gerechtigkeit. D.h. die menschliche Natur wird dadurch nicht völlig verdorben, wohl aber in ihren natürlichen Kräften verletzt. Sie ist der Verstandesschwäche, dem Leiden und der Herrschaft des Todes unterworfen und zur Sünde geneigt; diese Neigung zum Bösen wird ,,Konkupiszenz“ genannt. Diese Neigung besitzen wir ohne persönliche Schuld. Wegen dieser Glaubensgewissheit spendet die Kirche die Taufe zur Vergebung der Sünden selbst kleinen Kindern, die keine persönliche Sünde begangen haben. Indem die Taufe nämlich das Gnadenleben Christi spendet, tilgt sie die Erbsünde und richtet den Menschen wieder auf Gott aus, aber die Folgen für die Natur, die geschwächt und zum Bösen geneigt ist, verbleiben im Menschen und verpflichten ihn zu einem geistlichen Kampf.

Wir fassen zusammen: Die Ursünde hinterlässt Folgen in unserer Natur: geistliche, psychische und körperliche Schwäche, die bis zum seelischen und leiblichen Tod führen kann, die Neigung zum Bösen und zur Sünde. Achtung: diese Schwäche und Neigung sind ein Zustand, den wir geerbt haben ohne eine persönliche Schuld.

Was verursacht in uns die persönliche Sünde?

Die persönliche Sünde verwundet die Liebe in uns. Die Liebe ist die Seele unseres Gnadenlebens, es hält uns in Gemeinschaft mit Gott. Die persönliche Sünde verletzt neu diese Liebe und somit die Natur des Menschen und die Solidarität unter den Menschen. Die Sünde lehnt sich so gegen die Liebe Gottes zu uns auf und wendet unsere Herzen von ihm ab. Das kann schwächer oder stärker bis total sein, je nach Art der Sünde.

Die Sünden sind nach ihrer Schwere zu beurteilen. Im ersten Johannesbrief 5,16-17 sagt uns Johannes: „Es gibt Sünde, die zum Tod führt, aber auch Sünde, die nicht zum Tod führt“. Diese schon in der Schrift erkennbare Unterscheidung wurde von der Kirche als Todsünde und lässlicher Sünde kodifiziert. Die Erfahrung der Menschen bestätigt sie.

Wo ist der Unterschied? Die Todsünde zerstört die Liebe im Herzen des Menschen durch einen schweren Verstoß gegen das Gesetz Gottes. In ihr wendet sich der Mensch von Gott, seinem letzten Ziel und seiner Seligkeit, ab und betrachtet Gott, der unser höchstes Gut ist, als ein minderes Gut.

Die lässliche Sünde lässt die Liebe bestehen, verstößt aber gegen sie und verletzt sie.

Ganz konkret gesagt: eine Todsünde ist eine Handlung gegen die Liebe, eine lässliche Sünde ist eine Handlung außerhalb der Liebe.

Wir machen ein Beispiel: Eine Todsünde findet statt jedes Mal, wenn wir eines der zehn Gebote verletzen, eine lässliche Sünde kann passieren, wenn wir zum Beispiel unsere Zeit für unnötiges benutzen zu Ungunsten meiner Hauptaufgabe. Ein Vater, der z. B. seine Freizeit nur für sein Hobby ausnutzt und so Frau und Kinder zum Teil vernachlässigt, begeht eine lässliche Sünde. Es ist nicht direkt ein Handeln gegen die Liebe, aber außerhalb der Liebe. Da die Liebe unsere Berufung ist, verursachen die lässlichen Sünden eine Schwächung der Liebe selbst. Viele lässliche Sünden ergeben eine Todsünde. Die lässlichen Sünden gehen der Todsünde voran.

Doch zur Todsünde zurück. Damit eine Tat eine Todsünde ist, müssen gleichzeitig drei Bedingungen erfüllt sein: „Eine Todsünde ist jene Sünde, die eine schwerwiegende Materie zum Gegenstand hat (d.h. alles was durch die zehn Gebote erläutert wird) und die dazu mit vollem Bewusstsein und bedachter Zustimmung begangen wird“ (RP 17).

Was bewirkt in uns die Gnade der Beichte bzw. das Sakrament der Buße?

(vgl. KKK 1425-70)

Wozu ein Sakrament der Versöhnung nach der Taufe?

Es ist uns bewusst, wie groß die Gabe der Taufe und überhaupt der Sakramente der christlichen Initiation – Firmung und Eucharistie – ist, und wie sehr für den, der sie bekommen hat, die Sünde ausgeschlossen wäre. Aber wir alle machen täglich die traurige Erfahrung unseres sündigen Menschenseins, unserer Unvollkommenheiten, unserer Schwächen. Die Taufgnade bewirkt in uns das fortwährende Eingießen des Heiligen Geistes, das in uns die verlorene Gemeinschaft mit Gott und – Achtung – mit der Gemeinschaft der Gläubigen, der Kirche, wiederherstellt. Die persönliche Sünde produziert in uns eine Art Stillstand des fortwährenden Gießen des Hl. Geistes, beichte3d. h. wir verlieren nicht die Gabe des Hl. Geistes, aber seine Wirkung, irgendwie bleibt der Hl. Geist durch die Sünde wie gefangen, er besitzt kein Vehikel mehr, durch welches er wirken kann, denn die Sünde verletzt die Verbindung mit Gott und den Anderen. Das führt wie schon gesagt zu einem Halt der Wirkung des Hl. Geistes. Die Gnade des Bußsakraments wurde deswegen eingesetzt, vor allem für jene, die nach der Taufe in schwere Sünde gefallen sind und so die Taufgnade verloren und die kirchliche Gemeinschaft verletzt haben. Ihnen bietet das Sakrament der Buße eine neue Möglichkeit, sich zu bekehren und die Gnade der Rechtfertigung wiederzuerlangen. Die Kirchenväter stellen dieses Sakrament dar als „die zweite Rettungsplanke nach dem Schiffbruch des Verlusts der Gnade“ (Tertullian, pæn. 4,2).

Der Apostel Johannes sagt uns: „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre, und die Wahrheit ist nicht in uns“ (1 Joh 1,8). Und der Herr selbst lehrt uns im Evangelium beten: „Vergib uns unsere Sünden!“ (Lk 11,4). D. h. wir leben, obwohl wir dagegen kämpfen, in einem sündigen Zustand, der uns fortwährend verletzt und beeinflusst.

Die Umkehr zu Christus, die Wiedergeburt aus der Taufe, die Gabe des Heiligen Geistes, der Empfang des Leibes und des Blutes Christi als Nahrung haben uns „heilig und untadelig … vor Gott“ (Eph 1,4) gemacht, so wie die Kirche selbst, die Braut Christi, „heilig“ und „makellos“ ist, sagt uns der Hl. Paulus (Eph 5,27).

Aber das in der christlichen Initiation erhaltene neue Leben hat die Gebrechlichkeit und Schwäche der menschlichen Natur nicht behoben, und auch nicht die Neigung zur Sünde, die schon erwähnte „Konkupiszenz“. Diese verbleibt in den Getauften, damit sie sich mit Hilfe der Gnade Christi im Kampf des christlichen Lebens bewähren. In diesem Kampf geht es darum, zur Heiligkeit und zum ewigen Leben umzukehren, zu denen der Herr uns beständig ruft. Diese Umkehr ist ein Prozess.

Der Ruf Jesu zur Umkehr ist ein wesentlicher Teil der Verkündigung des Reiches Gottes. Es heißt im Evangelium: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15). Durch den Glauben an die Frohbotschaft und durch die Taufe widersagt man dem Bösen und erlangt das Heil, welches die Vergebung aller Sünden und das Geschenk des neuen Lebens ist. Das ist eine Art erste Umkehr. Aber der Ruf Christi zur Umkehr ergeht auch weiterhin im Leben eines Christen. Die zweite Umkehr ist eine fortwährende Aufgabe für die ganze Kirche.

 

Die Buße ist eine Aufgabe der ganzen Kirche

Liebe Brüder und Schwestern, die Buße ist ein Teil unserer Aufgabe, unserer Berufung als Christen. Die Buße ist in der Logik der Zugehörigkeit eingeschlossen. D.h. wir gehören Christus, unsere Berufung ist es, immer mehr Christus ähnlich werden, wie er zu denken, an seinem glorreichen Sein teilzunehmen. Mit anderen Worten bedeutet das, an dem neuen Leben Jesu Christi teilzunehmen, das Leben aus der „Kraft der Auferstehung“ (Phil 3,10) in uns aufnehmen. Dazu ist eine kontinuierliche Reinigung notwendig, so dass dieses neue Leben in uns weiter bestehen kann. Das Thema der Buße fügt sich in das des Bundes ein. Die Buße ist im Wesen des Christen inbegriffen, weil der Christ grundsätzlich jemand ist, dem verziehen worden ist. Die Kirche ist die Gesamtheit der Verziehenen. Es ist in diesem Fall für den Getauften notwendig, beständig seinen Stil des Verziehenen zu erneuern, d.h. in permanentem Bedarf nach Barmherzigkeit zu leben.

Ich hoffe, ihr habt wahrgenommen, dass der persönliche Weg des Christen immer in Beziehung mit dem kirchlichen Weg ist, also (bzw.) mit der Gesamtheit der Getauften. Wir haben dieses Merkmal schon in anderen Katechesen präsent gemacht; wir sind Teil eines Leibes, des mystischen Leibes Christi, wir sind die Backsteine des Gebäudes, das „Kirche“ heißt. Diese Wirklichkeit ist das Werkzeug, durch welches Jesus an sich anzieht und das Heil vermittelt.
Liebe Brüder und Schwestern, jedes Mal, wenn ich beichten gehe, werde nicht nur ich heiliger, sauberer, schöner und gastfreundlicher, sondern auch die Kirche insgesamt wird durch mein Bekenntnis der Sünden heiliger, sauberer, schöner und gastfreundlicher.

Mitglied der Kirche sein heißt, dass unser Glaubensleben eine persönliche und gemeinschaftliche Dimension einschließt. Genauer gesagt heißt es, dass wir, wenn wir beichten gehen, gewissermaßen eine unserer Aufgaben als Christen erledigen. Diese Sprache ist zwar nicht schön: „eine Aufgabe erledigen“, aber es ist wichtig zu verstehen, dass die persönliche Bemühung, unsere Seele zu reinigen, einen wichtigen Einsatz darstellt für das Gelingen des Auftrags der Kirche. Die Verkündigung des Reiches Gottes, die frohe Botschaft der Liebe Gottes verkünden, Werke der Liebe tun, und Buße tun gehören zu dem einzigen Auftrag, den Jesus der Kirche anvertraut hat. Auch durch unser Buße-tun zieht Jesus an sich an.

Die Konzilkonstitution „Lumen Gentium“ zitiert in der Nr.8 folgendermaßen: „die Kirche umfasst (…) in ihrem eigenen Schoß Sünder“ und ist somit „zugleich heilig und stets reinigungsbedürftig und geht so immerfort den Weg der Buße und der Erneuerung“.

Liebe Brüder und Schwestern, das Streben nach Umkehr besteht nicht nur darin, an eine Botschaft zu glauben, sondern es bedeutet auch, sich zu reinigen. Es ist die Regung eines „zerknirschten Herzens“, sagt uns der Psalmist (Ps 51,19), das durch die Gnade dazu gebracht und bewegt wird, der barmherzigen Liebe Gottes, der uns zuerst geliebt hat, zu entsprechen.

Davon zeugt die Bekehrung des Petrus nach der dreifachen Verleugnung seines Meisters. Der erbarmungsvolle Blick Jesu ruft bei Petrus Tränen der Reue hervor. Wenn wir die Reue unserer Sünden zu spüren beginnen, wenn uns auch der kleinste Fehler weh tut, weil uns bewusst wird, dass wir die vollkommene Liebe Gottes verletzen, dann befinden wir uns mitten in unserer Umkehr, dann hat unsere Umkehr tatsächlich begonnen. Der Hl. Ambrosius spricht von den zwei Arten der Umkehr, er sagt, in der Kirche gäbe es „das Wasser und die Tränen: das Wasser der Taufe und die Tränen der Buße“ (Briefe 41,12).

Was ist mit „Tränen der Buße“ gemeint?

„Tränen der Buße hat mit innerer Buße zu tun. Es ist eine radikale Neuausrichtung des ganzen Lebens, Rückkehr, Umkehr zu Gott aus ganzem Herzen, Verzicht auf Sünde, Abwendung vom Bösen, verbunden mit einer Abneigung gegen die bösen Taten, die wir begangen haben. Gleichzeitig bringt die innere Buße das Verlangen und den Entschluss mit sich, das Leben zu ändern, sowie die Hoffnung auf das göttliche Erbarmen und das Vertrauen auf seine Gnadenhilfe.

Diese Umkehr des Herzens ist von heilsamem Schmerz und heilender Traurigkeit begleitet, die die Kirchenväter „animi cruciatus“ (Seelenschmerz) und „compunctio cordis“ (Herzensreue) nennen. Das meint der Hl. Paulus, wenn er sagt: „(…) ich bin mit Christus gekreuzigt worden“ (Gal 2,19).

Brüder und Schwestern, das ist eine tiefe Wahrheit unseres Glaubens, wir sind innerer Buße bedürftig. Weil das Herz des Menschen schwerfällig und verhärtet ist, muss Gott dem Menschen ein neues Herz geben, wie uns der Prophet Ezechiel voraussagt: „Ich reinige euch von allen Unreinheiten und von allen euren Götzen. Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch“. (vgl. Ez 36,25-27). Die Umkehr ist zunächst das Werk der Gnade Gottes, der unsere Herzen zu sich heimkehren lässt: „Kehre uns, Herr, dir zu, dann können wir uns zu dir bekehren“ (Klgl 5,21). Gott gibt uns die Kraft zu einem Neubeginn. Es ist zuerst (vorerst) eine Initiative seiner Gnade und Werkes. Wenn unser Herz die Größe und Liebe Gottes entdeckt, wird es von Abscheu vor der Sünde und von ihrer Last erschüttert. Es beginnt davor zurückzuschrecken, Gott durch die Sünde zu beleidigen und so von ihm getrennt zu werden. Wir beginnen wirklich umzukehren, wenn wir auf den schauen, den wir durch unsere Sünden durchbohrt haben, sagt uns Johannes (vgl. Joh 19,37).

Diese Dynamik der inneren Buße, der Reue, die zum Bekenntnis der eigenen Sünden führt, wird uns von Jesus in einem der eindrucksvollsten Gleichnisse des Evangeliums geschildert. Das Gleichnis vom ,,verlorenen Sohn“, dessen Mitte der ,,barmherzige Vater“ ist (vgl. Lk 15,11-24): was passiert hier? Die Verlockung einer illusorischen Freiheit bewirkt das Verlassen des Vaterhauses. In anderen Worten: der Reiz einer vermeintlichen Freiheit bewirkt im Menschen den Bruch, die Auflösung der Beziehung mit Gott. Das bedeutet in äußerstes Elend zu geraten, das Vermögen der Würde, der Liebe, der Fähigkeiten und Güter, die Gott uns geschenkt hat – um in seine Herrlichkeit zu investieren – verschleudern und verschwenden. Man endet so in tiefer Demütigung, Schweine hüten zu müssen und, schlimmer noch, in das verlangen, sich am Schweinefutter zu sättigen. Liebe Brüder und Schwestern, die Sünde bringt in unser Leben Laster jeder Art, sie macht aus uns Sklaven schlechter Angewohnheiten, die unsere Gotteskindschaft zerstören. Noch mehr, die Sünde bildet in uns ein tiefes Verlangen, sich dem Bösen zuzuwenden und sündhaftes Handeln zu bewirken. Das will Jesus andeuten, wenn er sagt, der jüngere Sohn wollte sich mit dem Futter der Schweine ernähren.

Das Nachsinnen über die verlorenen Güter im Nachhinein – was im Prinzip eine Gnade Gottes ist – bewirkt in uns die Reue. Ihrerseits, die Reue bewirkt den Entschluss, sich vor dem Vater schuldig zu bekennen; der Rückweg, die großherzige Aufnahme durch den Vater, die Freude des Vaters – das alles trägt die Züge des Bekehrungsvorgangs, aber liebe Brüder und Schwestern, in zusammenfassender Art und Weise auch die Züge des Beichtvorgangs. Das schöne Gewand, der Ring und das Festmahl sind Sinnbilder des reinen, würdigen und freudvollen neuen Lebens, des Lebens des Menschen, der zu Gott und in den Schoß seiner Familie, der Kirche, heimkehrt.

Nur in diesem Kontext sind wir in der Lage, wirklich zu begreifen, welche Bedeutung die Beichte für jemand hat, der sich Mühe gibt in einem Umkehrleben.

Die ganze Wirkung der Buße besteht darin, dass sie uns wieder Gottes Gnade verleiht und uns mit ihm in inniger Freundschaft vereint. Ziel und Wirkung dieses Sakramentes ist somit die Versöhnung mit Gott. Bei denen, die das Bußsakrament reuevoll und fromm empfangen, können „Friede und Heiterkeit des Gewissens, verbunden mit starker Tröstung des Geistes“ folgen. Das Sakrament der Versöhnung mit Gott bewirkt eine wirkliche „geistige Auferstehung“, eine Wiedereinsetzung in die Würde und in die Güter des Lebens der Kinder Gottes, deren kostbarstes die Freundschaft mit Gott ist (vgl. Lk 15,32).

In der gleichen Zeit versöhnt uns dieses Sakrament auch mit der Kirche. Die Sünde beeinträchtigt oder bricht die brüderliche Gemeinschaft. Das Bußsakrament erneuert sie oder stellt sie wieder her. Es heilt denjenigen, der wieder in die kirchliche Gemeinschaft aufgenommen wird, und übt auch einen belebenden Einfluss auf das Leben der Kirche aus, die unter der Sünde eines ihrer Glieder gelitten hat (vgl. 1 Kor 12,26).

Der Sünder wird wieder in die Gemeinschaft der Heiligen aufgenommen oder in ihr gefestigt und durch den Austausch geistlicher Güter gestärkt. Dieser Austausch findet unter allen lebendigen Gliedern des Leibes Christi statt, ob sie nun noch auf der Pilgerschaft oder schon in der himmlischen Heimat sind (vgl. LG 48-50).

Noch mehr: „Diese Versöhnung mit Gott hat gleichsam noch andere Arten von Versöhnung zur Folge, die noch weitere von der Sünde verursachte Risse heilen: Der Beichtende, dem verziehen wird, wird in seinem innersten Sein mit sich selbst versöhnt, wodurch er seine innerste Wahrheit wiedererlangt, die Gotteskindschaft wird bewusster und neu verinnerlicht. Mehr, er versöhnt sich mit seinen Brüdern, die von ihm irgendwie angegriffen und verletzt worden sind; er versöhnt sich mit der Kirche und der ganzen Schöpfung“ (vgl. RP 31).

Die Praxis des Sakraments der Buße

Liebe Brüder und Schwestern, Gott allein kann Sünden vergeben (vgl. Mk 2,7). Weil Jesus der Sohn Gottes ist, sagt er von sich, „dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben“ (Mk 2,10). Wir hören mehrere Male im Evangelium, wie Jesus diese göttliche Vollmacht ausübt: „Deine Sünden sind dir vergeben!“ (Mk 2,5; Lk 7,48). Mehr noch: Im Johannes Evangelium hören wir, wie Jesus kraft seiner göttlichen Autorität diese Vollmacht den Menschen gibt, damit sie diese in seinem Namen ausüben: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. (…) Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben (…) (vgl. Joh 20, 21-23).

Christus hat gewollt, dass seine Kirche als Ganzes in ihrem Gebet, ihrem Leben und Handeln Zeichen und Werkzeug der Vergebung und der Versöhnung sei, die er uns um den Preis seines Blutes erworben hat. Er hat jedoch die Ausübung der Absolutionsgewalt dem apostolischen Amt anvertraut. Im zweiten Korintherbrief 5,18 sagt uns der Hl. Paulus, der als Apostel Jesu Christi spricht: „das alles kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich versöhnt hat und -Achtung- uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen hat“. Der Apostel ist „an Christi Statt“ gesandt; durch ihn ermahnt und bittet Gott selbst: „Lasst euch mit Gott versöhnen!“ (2 Kor 5,20).

Indem der Herr den Aposteln seine eigene Vollmacht, Sünden zu vergeben, erteilt, gibt er ihnen auch die Autorität, die Sünder mit der Kirche zu versöhnen, so wie Jesus, der während seines öffentlichen Lebens nicht nur Sünden vergeben hatte, sondern auch die Wirkung der Vergebung zeigte. D.h. er gliederte die Sünder, denen er verziehen hatte, wieder in die Gemeinschaft des Gottesvolkes ein, aus der sie zuvor durch die Sünde entfernt oder sogar ausgeschlossen worden waren. Ein offensichtliches Zeichen dafür ist es, dass Jesus Sünder an seinen Tisch lädt oder dass er sich selbst an ihren Tisch setzt, das hatte ja jedes Mal die Pharisäer total entsetzt.

Dieser kirchliche Aspekt der Vergebung – auch Aufgabe der Kirche – äußert sich vor allem im feierlichen Wort Christi an Simon Petrus: „Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein“ (Mt 16,19). Es steht „fest, dass jenes Amt des Bindens und Lösens, das Petrus gegeben wurde, auch dem mit seinem Haupt verbundenen Apostelkollegium zugeteilt worden ist“ (LG 22).

Die Worte binden und lösen besagt: Wen ihr aus eurer Gemeinschaft ausschließen werdet, wird Gott auch aus der Gemeinschaft mit sich ausschließen; wen ihr von neuem in eure Gemeinschaft aufnehmen werdet, wird auch Gott wieder in die Gemeinschaft mit sich aufnehmen. Die Versöhnung mit der Kirche lässt sich von der Versöhnung mit Gott nicht trennen. Die Absolutionsformel, die in der lateinischen Kirche verwendet wird, bringt die wesentlichen Elemente dieses Sakramentes zum Ausdruck: Der Vater des Erbarmens ist der Ursprung aller Vergebung. Er wirkt die Versöhnung der Sünder kraft des Paschas seines Sohnes und der Gabe seines Geistes durch das Gebet und den Dienst der Kirche:

„Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden. So spreche ich dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

Im Lauf der Jahrhunderte hat die konkrete Form, in der die Kirche diese vom Herrn erhaltene Vollmacht ausübt, starke Veränderungen durchlaufen. Während der ersten Jahrhunderte war die Versöhnung der Christen, die nach ihrer Taufe ganz besonders schwere Sünden begangen hatten (etwa Götzendienst, Mord und Ehebruch), an eine sehr strenge Disziplin gebunden: Die Büßer mussten für ihre Sünden oft jahrelang öffentlich Buße tun, bevor sie Vergebung erhielten. Zu diesem „Stand der Büßer“ (der nur zur Buße für gewisse schwere Sünden da war) wurde man nur selten, in gewissen Regionen sogar nur einmal im Leben zugelassen.

Von der monastischen Tradition des Ostens angeregt, brachten während des 7. Jahrhunderts irische Missionare die Praxis der „Privatbuße“ nach Kontinentaleuropa. Diese verlangt keine langen öffentlichen Bußleistungen, bevor man die Versöhnung mit der Kirche erlangt. Das Sakrament vollzieht sich nun auf geheimere Weise zwischen dem Büßer und dem Priester. Diese neue Praxis sah die Möglichkeit der Wiederholung vor und führte so zu einem regelmäßigen Empfang des Bußsakramentes. Sie ermöglichte, die Vergebung schwerer und lässlicher Sünden in einer einzigen Feier vorzunehmen. Das ist in großen Linien die Form der Buße, die die Kirche bis heute anwendet.

Trotz allen Veränderungen, welchen die Ordnung und die Feier dieses Sakramentes im Laufe der Jahrhunderte unterworfen waren, erkennt man die gleiche Grundstruktur. Sie enthält zwei Elemente, die gleichermaßen wesentlich sind: einerseits 1. das Handeln des Menschen sowie die Akten des Büßers, der sich unter dem Walten des Heiligen Geistes bekehrt, nämlich Reue, Bekenntnis und Genugtuung; andererseits 2. das Handeln Gottes durch den Dienst der Kirche.

Die Akten des Büßers

Unter den Akten des Büßers steht die Reue an erster Stelle. Sie ist der Seelenschmerz und der Abscheu über die begangene Sünde, verbunden mit dem Vorsatz, fortan nicht mehr zu sündigen.

Wichtige Aspekte der Reue sind die sogenannte „attritio“ (unvollkommene Reue) und die „contritio“ (vollkommene Reue). Die „attritio“ (unvollkommene Reue) ist ein Geschenk Gottes, ein Anstoß des Heiligen Geistes. Sie erwächst aus der Betrachtung der Abscheulichkeit der Sünde oder aus der Furcht vor der ewigen Verdammnis und weiteren Strafen, die dem Sünder drohen, es ist auch eine Art Furcht-Reue. Eine solche Erschütterung des Gewissens kann eine innere Entwicklung einleiten, die unter dem Wirken der Gnade durch die sakramentale Lossprechung vollendet wird. Die unvollkommene Reue allein bewirkt noch nicht die Vergebung der schweren Sünden; sie bildet jedoch die Voraussetzung dafür, sie disponiert dazu, die Vergebung im Bußsakrament zu erlangen. Die „attritio“ ist, einfach gesagt, wenn die Sünde uns Leid tut, wenn wir es tief bedauern.

Die „contritio“ ist die vollkommene Reue. Das ist die Reue, die direkt aus der Liebe zu Gott hervorgeht, sie wird auch „Liebes-Reue“ genannt. Eine solche Reue lässt die lässlichen Sünden nach; sie bewirkt auch die Vergebung der Todsünden, wenn sie mit dem festen Entschluss verbunden ist, sobald als möglich das sakramentale Bekenntnis nachzuholen.

An zweiter Stelle kommt das Bekenntnis der Sünden. Schon rein menschlich gesehen befreit uns das Bekenntnis der Sünden und erleichtert unsere Versöhnung mit den anderen. Durch das Geständnis stellt sich der Mensch den Sünden, die er sich zuschulden kommen ließ; er übernimmt die Verantwortung dafür und öffnet sich dadurch Gott und der Gemeinschaft der Kirche von neuem, um so eine neue Zukunft zu ermöglichen.

Das Bekenntnis vor dem Priester bildet einen wesentlichen Teil des Bußsakramentes. Der Konzil von Trient zitiert folgendermaßen: „Von den Büßenden müssen alle Todsünden, derer sie sich nach gewissenhafter Selbsterforschung bewusst sind, im Bekenntnis aufgeführt werden …‚ auch wenn sie ganz im Verborgenen und nur gegen die zwei letzten Vorschriften der Zehn Gebote begangen wurden. (…) Manchmal verwunden diese die Seele schwerer und sind gefährlicher als die, welche ganz offen begangen werden“ (K. v. Trient: DS 1680).

Der Hl. Hieronymus sagt uns: „Indem die Christgläubigen also alle Sünden, die ihnen ins Gedächtnis kommen, zu bekennen trachten, legen sie zweifellos alle der göttlichen Barmherzigkeit offen vor, damit sie verziehen werden. Wer aber anders handelt und wissentlich etwas zurückhält, legt der göttlichen Güte nichts zur Vergebung durch den Priester vor. Wenn sich nämlich der Kranke schämt, dem Arzt seine Wunde zu entblößen, so heilt die Arznei nicht, was sie nicht kennt“. (Hieronymus, Eccl. 10,11).

Es ist Vorschrift der Kirche, dass jeder Gläubige nach Erreichen des Unterscheidungsalters die schweren Sünden, deren er sich bewusst ist, wenigstens einmal im Jahr beichtet (vgl. CIC, can. 989). Wer sich bewusst ist, eine Todsünde begangen zu haben, darf selbst dann, wenn er tiefe Reue empfindet, die heilige Kommunion nicht empfangen, bevor er die sakramentale Absolution erhalten hat (vgl. K. v. Trient: DS 1647; 1661), außer wenn ein schwerer Grund vorliegt zu kommunizieren, und es ihm nicht möglich ist zu beichten (vgl. CIC, can. 916).

Liebe Brüder und Schwestern, das Bekenntnis der alltäglichen Fehler, der lässlichen Sünden, ist genaugenommen nicht notwendig, wird aber von der Kirche nachdrücklich empfohlen. Es ist nämlich so, dass das regelmäßige Bekenntnis unserer lässlichen Sünden für uns eine Hilfe ist, unser Gewissen zu bilden, gegen unsere bösen Neigungen anzukämpfen, uns von Christus heilen zu lassen und im geistigen Leben zu wachsen. Wenn wir in diesem Sakrament öfter das Geschenk der Barmherzigkeit Gottes empfangen, wird es uns drängen, selbst barmherzig zu sein wie Gott es mit uns ist.

An dritter Stelle kommt die Wiedergutmachung oder auch Genugtuung. Viele Sünden fügen dem Nächsten Schaden zu. Man muss diesen, soweit möglich, wieder gutmachen; z. B. Gestohlenes zurückgeben, den Ruf dessen, den man verleumdet hat, wiederherstellen, für Beleidigungen Genugtuung leisten. Allein schon die Gerechtigkeit verlangt dies. Zudem aber verwundet und schwächt die Sünde den Sünder selbst sowie dessen Beziehungen zu Gott und zum Nächsten. Die Lossprechung nimmt die Sünde weg, behebt aber nicht alles Unrecht, das durch die Sünde verursacht wurde. Nachdem der Sünder sich aus der Sünde erhoben hat, muss er noch die volle geistliche Gesundheit erlangen.

Das ist auch Sinn und Zweck der Vergebung unserer Sünden. Deswegen muss der Büßer noch etwas tun, um seine Sünden wiedergutzumachen: er muss auf geeignete Weise für seine Sünden „Genugtuung leisten“, sie „sühnen“. Diese Genugtuung wird auch „Buße“ genannt. Mit anderen Worten, es geht um die Umkehr. Die beste Buße ist, sich Mühe geben als Bekehrter zu leben.

Ende

Aus dieser Perspektive müssen wir dieses Sakrament verstehen; die Buße ist ein wesentlicher Teil der Verkündigung des christlichen Glaubens, die Reue und die Bekenntnis der Sünde sind ein wesentlicher Teil des Empfangs des Evangeliums, ein Herz, das kontinuierlich im Zustand der Buße lebt, macht dauernd Platz dem Wirken Gottes. Die Beichte, das Sakrament der Buße, hilft uns, diese Dimension der Umkehr vollständig, bewusst und wirksam zu leben, es bekennt den Glauben und steigert es.