Es gibt Momente im Leben, in denen wir das Bedürfnis haben, uns auf den Weg zu machen. Aber um wohin zu gehen? Oft wissen wir das cammino_santiago_de_compostelanicht einmal selbst: Jedoch kann es sein, dass wir das Bedürfnis haben, jemanden zu treffen, der uns eine Erklärung über unser Leben geben kann, über den Sinn unseres Seins. Und vor allem suchen wir, was wir uns innerlich aus tiefster Seele in unserem alltäglichen Leben wünschen und was uns oft Mühe bereitet zu finden:
den Frieden.
Aus diesem Grund waren viele Menschen im Laufe der Jahrhunderte zu Fuß unterwegs, mit dem Glauben und dem Wunsch, Gott zu begegnen als einzigem Gepäck. Das ist die innerste Essenz der christlichen Wallfahrt: Die heilige Reise ist vor allem eine innere Reise, die uns, vor allem in uns selbst, Dinge sehen lässt, deren wir uns nicht bewusst waren.
So wie Moses und Elia, die großen Pilger der Bibel, so wie Jesus, ein Pilger in der Welt, der von Nazareth aus beginnt, in das Haus des Vaters zurückzukehren, so haben auch wir eine Reise zu machen. Eine harte und gefährliche Pilgerreise, die uns dazu bringt, die Liebe Gottes als Grundlage unserer Existenz zu entdecken.
Wozu dient eine 
Pilgerreise: um in Bewegung zu sein, um zu gehen? Auf ein Ziel zuzugehen, bedeutet auch zu realisieren, dass man einige Dinge hinter sich zu lassen hat, um sich dem Wesentlichen anzunähern. Es bedeutet aber auch, bereit und offen zu sein für neue Gewissheiten, für ein neues Bewusstsein des Glaubens und der Liebe, um es dann mit anderen zu teilen.
Es ist nicht wichtig, wie weit entfernt das Ziel unserer Pilgerschaft liegt, und es ist auch nicht von Bedeutung, ob wir es mit modernen Verkehrsmitteln erreichen könnten, wohingegen unsere Vorfahren auf den Straßen Europas zu Fuß unterwegs waren. Worauf es aber penitente-nel-pellegrinaggio-a-lourdesankommt, ist jedoch gerade diese innere Bereitschaft, eine Gotteserfahrung zu machen, die dann unser alltägliches Leben erleuchtet. Tatsächlich beginnt die wahre Pilgerschaft, wenn die intensive Zeit der Reise endet: wenn wir nämlich in unsere Häuser zurückgekehrt sind und unser tägliches Leben wieder beginnen, mit der Sehnsucht im Herzen nach dem, was wir in den Zeiten der Gnade erlebt haben.
Ist darüber hinaus die Pilgerschaft nicht die beste Metapher, die unsere gesamte Existenz erklärt? Orte der Wallfahrt aufzusuchen, bedeutet, den Sinn unseres Lebens zu suchen, in dem Bewusstsein, dass nur Einer wirklich imstande ist, zu erklären, was das Geheimnis dieser Erfahrung ist: so groß und schön, manchmal so schwierig und leidvoll, aber immer einzigartig und unwiederholbar – das ist unser Leben.

Betrachtung von Bruder Roberto Fusco FFB, das italienische Original können Sie hier finden: Il Pellegrinaggio

Freie, deutsche Übersetzung durch Christiane Löh
Franziskanische Gemeinschaft von Betanien Aschaffenburg