Liebe Schwestern und Brüder,

es ist schön, dass wir uns wieder treffen können, um über den Glauben zu sprechen. Mein Vortrag wird in 3 Teile unterteilt: 1. Umkehr, 2. Sünde, 3. Werkzeuge der Gnade. Wir hören jetzt einen Ausschnitt vom Markus Evangelium, das uns in unser Thema Umkehr einführt.

Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!

„Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe“, ist der Satz Jesu, den wir im Markus Evangelium hören. Dieser Satz ist wahrscheinlich einer der Wichtigsten!

Ja, Jesus verkündet, dass das Reich Gottes nahe ist. Welche Folgen bringt die Botschaft? Umkehr und Glaube an das Evangelium sind die Bedingungen, die es ermöglichen, dass das Reich Gottes in uns hereinkommen kann.

Aber was bedeutet genau Umkehr?

Grundsätzlich Umkehr heißt: Kehrtwende oder 180-Grad-Wende! Hören wir jetzt einen Ausschnitt von einem Vortrag von Papst Benedikt: “Umkehr heißt, gegen den Strom zu schwimmen, wobei der »Strom« der oberflächliche, inkonsequente und trügerische Lebensstil ist, der uns oft mit sich reißt, uns beherrscht und zu Knechten des Bösen oder jedenfalls zu Gefangenen moralischer Mittelmäßigkeit macht“ (Benedikt XVI 17.2.2010)

Der Papst erklärt, dass Umkehr nicht einfach ist, weil wir gegen den Strom schwimmen müssen, um eine richtige Umkehr zu vollziehen. Doch über welchen Strom spricht Benedikt? Es geht um einem Lebensstil, der ganz besondere Eigenschaften hat. Widerspruch, Oberflächlichkeit, Sklaverei des Bösen, Täuschung, endlich moralische Mittelmäßigkeit sind die Unwerte, die zum noch nicht umgekehrten Mensch gehören. Schwimmen gegen den Strom heißt, gegen eine Mentalität anzugehen, die die ganze Gesellschaft durchströmt. Darüber hinaus bedeutet Umkehr, die Richtung unseres Lebens radikal zu drehen. Noch mehr bedeutet es: wir sollen uns um 180 Grad wenden, wie die erwachsenen Christen nach der Taufe, woran das  Benedictus im Lukas Evangelium uns erinnert: Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes / wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes (Lk 1,78-79). Das fängt in uns an, wenn wir in unserem Herz für das Wort Gottes Raum schaffen.

Der Hl. Paulus unterscheidet zwischen zwei verschieden Menschen: der eine ist vom Fleisch bestimmt und der andere vom Geist.

Die beiden verschiedenen Menschen entsprechen der Mentalität der Welt und dem Geist Gottes. Der Fleisch-Mensch sozusagen gehört zur Welt, der Geist-Mensch zu Gott. Der Erste rührt von einem negativen Prinzip her. Paulus spricht teilweise nicht von Taten oder Werken, sondern von einer Grundhaltung. Denken nach dem Fleisch heißt, dass Ich, wie die Meisten es machen, mein Leben ohne Gott führe. Das Zentrum des Menschen ist egoistisch und egozentrisch und seine Mentalität möchte keine Zusammenarbeit mit Gott haben. Schließlich hat der Mensch als Ansprechpartner für sein Schicksal nur sich selbst und niemand kann sich erlauben, ihm hinein zu reden. Er ist der einzige Urheber seines Lebens.

Der zweite Mensch unterwirft sich Gott, weil er ihn als seinen Schöpfer und Erlöser erkennt. Er lässt sich vom Wort Gottes, dem Heiligen Geist, zu einer altruistischen Mentalität formen. Er lebt nach den Geboten Gottes, die keine Ketten gegen die Freiheit des Menschen sind, sondern sie wurden von Gott für seine Glückseligkeit eingesetzt. Am Ende der Proklamation der 10 Gebote sagt Gott: Daher sollt ihr darauf achten, dass ihr handelt, wie es der Herr, euer Gott, euch vorgeschrieben hat. Ihr sollt weder rechts noch links abweichen. Ihr sollt nur auf dem Weg gehen, den der Herr, euer Gott, euch vorgeschrieben hat, damit ihr Leben habt und es euch gut geht und ihr lange lebt in dem Land, das ihr in Besitz nehmt. (Dt 5, 32-33)

Denn die Umkehr beginnt, wenn der Mensch vom Fleisch-Menschen zum geistlichen Menschen sich wendet, um einen neuen Weg anzufangen. Das ist ein Weg, der das ganze Leben dauert. Die Umkehr ist mit Jesus zu gehen. Wir sollen zu ihm ein „persönliches“ Verhältnis aufbauen, mit ihm reden, ihm zuhören, erlauben, dass er zu uns spricht! Die Umkehr ist zuzulassen, dass das Wort Gottes in unserem Herzen brennt und sein Feuer uns reinigt, uns befreit, uns verändert. Ein Weg der Befreiung von allem, was uns gefangen macht.

Wir sehen jetzt drei verschiedene Ebenen der Befreiung:

Erste Ebene: Die Welt, die Mentalität des Ehrgeizes, des Karrierismus, des Vergleichens. Wo Neid, Eifersucht, Oberflächlichkeit, Rücksichtlosigkeit, herrschen. Das nennen wir Welt.

Zweite Ebene: Wir selbst! Wir sollen uns mit der Hilfe des Hl. Geistes vom Egozentrismus, Egoismus, Stolz, Arroganz, Überheblichkeit, Überempfindlichkeit befreien lassen. Letztendlich sagt die Bibel: Götzendienst von sich selbst und Hartherzigkeit, bzw. Sünde!

Wir wollen jetzt gut verstehen, was Gott in der Bibel über die Sünde sagt. Je mehr wir begreifen, was Sünde ist, desto besser verstehen wir, was die Umkehr ist. Deshalb lese ich einen Ausschnitt aus dem Buch Genesis vor:

Dann gebot Gott, der Herr, dem Menschen: Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, 17doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen; denn sobald du davon isst, wirst du sterben. (Gen 2,16-17)

Das Essen vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse ist der Ursprung und die Wurzel aller Sünden. Deshalb nennen wir die Tat von unseren Stammeltern: Erbsünde oder Ursünde.

Vor allem „DAS ESSEN“ heißt, sowohl sich ernähren als auch sich etwas aneignen, Besitzer werden von dem, was wir essen.

Zweitens: ERKENNTNIS VON GUT UND BÖSE. Damit der Mensch frei sein kann, muss er die Möglichkeit haben, zwischen Böse und Gute zu wählen. Das gilt sowohl für den Menschen als auch für die Engel, weil die Liebe und die Wahrheit frei macht! Ohne Freiheit gibt es keine Liebe. Aber die Möglichkeit heißt nicht, dass wir unbedingt die Erfahrung des Bösen machen sollen, um frei zu werden, sondern, dass wir die Möglichkeit der Entscheidung haben. Da die Entscheidung für das Böse eine negative Entscheidung ist, d. h. eine Entscheidung für den Tod, werden wir umso freier, je mehr wir uns für das Gute entscheiden. Dies beweist das Beispiel Jesu!

Drittens: Nur Gott, der die Liebe und die Wahrheit ist, kann uns sagen, was die Quelle des Guten ist und was nicht das Gute ist, was das Böse, was Anti-Gott ist! Gott ist das Leben und das Böse ist der Tod für den Menschen. Also ist es Sünde, sich für den Anti-Gott zu entscheiden. Deshalb stirbt derjenige, der die Sünde begeht.

Wir stellen uns die Frage: Obwohl Adam und Eva in einem besonderen Zustand der Glückseligkeit waren, weshalb haben sie gesündigt?

Vor allem Satan, die Schlange, hat wegen seines Neides den Menschen versucht. Um besser zu begreifen, lesen wir das dritte Kapitel des Buches Genesis.

Die Schlange war schlauer als alle Tiere des Feldes, die Gott, der Herr, gemacht hatte. Sie sagte zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen? Die Frau entgegnete der Schlange: Von den Früchten der Bäume im Garten dürfen wir essen; nur von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen und daran dürft ihr nicht rühren, sonst werdet ihr sterben. Darauf sagte die Schlange zur Frau: Nein, ihr werdet nicht sterben. Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse. Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, dass der Baum eine Augenweide war und dazu verlockte, klug zu werden. Sie nahm von seinen Früchten und aß; sie gab auch ihrem Mann, der bei ihr war, und auch er aß. (Gen 3,1-6)

Satan will das gute Bild Gottes im Mensch verfinstern und in einen Tyrann verwandeln. Deshalb fragt er: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen? Der Satan hat das Verbot bewusst ausgedehnt. Aber Eva widerholte der Schlange das Gebot Gottes: Davon dürft ihr nicht essen und daran dürft ihr nicht rühren, sonst werdet ihr sterben.

Satan entgegnet, das sei nicht wahr, weil Gott ein zweites Ziel in seinem Gebot hätte, ein böses Ziel! Gott hätte sie belogen. Tatsächlich sagt Satan: Nein, ihr werdet nicht sterben. Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse.

Die Entwicklung kennen wir schon… Eva wird vom Satan überzeugt und von der Schönheit der Frucht verlockt und sie fängt an sich danach zu sehnen. Schließlich widersteht sie nicht und isst.

Jetzt schauen wir die Folgen der Sünde an:

Angst vor Gott. Der Mensch ist überzeugt, dass Gott gegen den Mensch steht und ihn richten und strafen will.

Die verlorene Glückseligkeit. Sie werden aus dem Paradiese verstoßen.

Götzen schaffen von sich selbst, d. h. sie Leben praktisch ohne Gott, das Leben ist nicht mehr Gott als dem Schöpfer untergeordnet.

Die Letzte und die katastrophalste von allen Folgen: die Krankheit und der Tod, die von der Korruption des Fleisches, als Folge der Sünde, herkommen.end of summer7

Nach diesen Überlegungen können wir zusammenfassen, dass die Umkehr die Abkehr von der Sünde, vom Anti-Gott, von der Selbstgenügsamkeit ist. Das ist die negative Seite der Umkehr. Die positive Seite ist, dass wir eine neue Mentalität, eine geistliche, annehmen.

Welche „Werkzeuge“ sollen wir verwenden, um eine erfolgreiche Umkehr zu erlangen? Jetzt werden wir dies nur ansprechen, weil wir in den kommenden Treffen diese Themen vertiefen werden.

Gehorsam der Wahrheit gegenüber die Gott geoffenbart hat. Die Konstitution Dei Verbum (n. 5) des Zweiten Vatikanischen Konzils sagt: „Dem offenbarenden Gott ist der „Gehorsam des Glaubens“ (Röm 16,26; vgl. Röm 1,5; 2 Kor 10,5-6) zu leisten. Darin überantwortet sich der Mensch Gott als ganzer in Freiheit, indem er sich „dem offenbarenden Gott mit Verstand und Willen voll unterwirft“ und seiner Offenbarung willig zustimmt.“ Wenn wir nur auf Gott vertrauen, können wir die Angst vor Gott überwinden und neue Menschen werden. Tatsächlich ist die Lehre des Wortes Gottes, dass Gott gut ist. Da das Wort Gottes seine Versprechungen erfüllt hat, ist Gott auch wahr und glaubwürdig. Deswegen können wir unser Leben auf Jesus und auf sein Wort aufbauen.

Wir sollen unser Vertrauen in die Güte Gottes wiedererlangen, damit sein Wort, das vom Heiligen Geist belebt wird, uns verwandeln, wiedererschaffen und erlösen kann.

Zweites Werkzeug: das Gebet. Was ist das Gebet wirklich? Der Katechismus der Kath. Kirche sagt: Bevor der Mensch nach Gott ruft, ruft Gott den Menschen. Mag auch der Mensch seinen Schöpfer vergessen oder sich vor dessen Antlitz verstecken, mag er auch seinen Götzen nachlaufen oder Gott vorwerfen, er habe ihn verlassen, so ruft doch der lebendige und wahre Gott unermüdlich jeden Menschen zur geheimnisvollen Begegnung mit ihm im Gebet. Beim Beten geht diese Bewegung der Liebe des treuen Gottes zuerst von ihm aus; die Bewegung des Menschen ist immer Antwort. In dem Maß, in dem Gott sich offenbart und den Menschen sich selbst erkennen läßt, erscheint das Gebet als ein gegenseitiger Zuruf, als ein Geschehen des Bundes, das durch Worte und Handlungen das Herz miteinbezieht. Es enthüllt sich im Lauf der ganzen Heilsgeschichte. (KKK 2567)

Auch Hl. Paulus in seinem Römerbrief erklärt, was Gebet ist und welche Rolle der Hl. Geist spielt: Denn ihr habt nicht einen Geist empfangen, der euch zu Sklaven macht, so dass ihr euch immer noch fürchten müsstet, sondern ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater! (…) So nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können. 27Und Gott, der die Herzen erforscht, weiß, was die Absicht des Geistes ist: Er tritt so, wie Gott es will, für die Heiligen ein. (Röm 8, 15. 26-27)

In unserer Umkehr sollen wir nicht vom Gebet absehen. Durch die Taufe sind wir Kinder Gottes und neue Geschöpfe geworden. Das heißt, dass wir in Christus ewig und durch das Werk des Hl. Geistes veredelt worden sind.

Der Hl. Geist betet in uns ständig und lehrt uns, wie wir in einer vollen Folgsamkeit zu Gottes Willen beten sollen. Deshalb „müssen“ wir nicht nur die Gebete beten, sondern das Gebet als persönliche Beziehung mit Jesus pflegen.

Die anderen Werkzeuge sind die Sakramente insbesondere: die Beichte und die Hl. Messe. Dann gibt es weitere wichtige Werkzeuge wie die Tugenden, insbesondere die Demut, der Kampf gegen die Heuchelei und endlich der Weg der Nächstenliebe.