sind die drei Säulen des Charismas der Franziskanischen Gemeinschaft von Betanien. Wie es zu diesem Charisma kam und wie die Gemeinschaft diese Aspekte lebt und verwirklicht, können Sie in einem Vortrag von Bruder Alberto Onofri erfahren.

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Franziskanische Gemeinschaft von Betanien in Aschaffenburg 2016

 

Zur Geschichte der FGB

Unser Gründer, der am 3. Januar 2016 im Alter von 89 Jahren in das Haus des himmlischen Vaters heimgerufen wurde, hieß P. Pancrazio Gaudioso. Er war Kapuzinerpater. In den Fünfzigerjahren wurde er geistliches Kind von Pater Pio von Pietrelcina. In einem Gespräch im September 1959 bat Pater Pancrazio ihn: „Pater, du kennst meine Zukunft, bitte schreibe mir ein Lebensprogramm“. Pater Pio antwortete, er lasse ihm durch einen Mitbruder die Schrift zukommen. Einen Monat später hatte unser Gründer sein Lebensprogramm bekommen. Auf die Rückseite eines Heiligenbildes mit der Darstellung der Heiligen Familie hatte Pater Pio folgende Worte geschrieben:

Sei nicht so auf das Beschäftigsein Marthas bezogen, dass du darüber Marias Schweigen vergisst. Die jungfräuliche Mutter, die sowohl die eine als auch die andere Aufgabe so gut miteinander in Einklang bringt, sei für dich sanftes Vorbild und Inspiration. (20.10.1959).

Zu jener Zeit war (1959) war unser Gründer noch Kapuzinerbruder, tätig in der Sakristei der Wallfahrtskirche in Loreto und an der Pforte des Klosters.

1968 wurde er aufgrund des Rates von Pater Pio noch kurz vor dessen Tod zum Priester geweiht. In der darauf folgenden Zeit wurde Pater Pancrazio für viele geistliche Kinder ein geistlicher Ratgeber und Vater.

In den schwierigen Zeiten nach dem 2. vatikanischen Konzil ahnte P. Pancrazio, dass das Geweihte Leben erneuert werden sollte. Er verstand darunter, dass das Kloster ein Ort sein sollte, an dem Ordensgemeinschaft und Laien zusammen leben und das gemeinsame Gebet erfahren können.

Der erste Kern unserer Gemeinschaft bildete sich Mitte der Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts heraus. Die Mitglieder waren verschiedenen Alters. Sie trafen sich mit P. Pancrazio als Leiter, beteten zusammen und tauschten sich aus. 1982 begann P. Pancrazio mit vier Jugendlichen in Terlizzi, einem Dorf in Apulien/Süditalien in Zusammenarbeit mit seiner Ordensgemeinschaft, den Kapuzinern, das Abenteuer einer neuen Erfahrung in Christo: Berufene Brüder und Schwestern teilten ein Leben des Gebets, der Gastfreundschaft und der Brüderlichkeit . Nach sieben Jahren hatte sich die neue Gemeinschaft vergrößert und wurde „Franziskanische Gemeinschaft von Betanien“ genannt. Am 8. Dezember 1998 wurde sie vom Heiligen Stuhl anerkannt. In den folgenden Jahren wuchs die Gemeinschaft weiter und ließ sich an verschiedenen Orten in Italien und im Ausland nieder.

 

Weg von der Kommunität zum Institut – in Zahlen

1982 – 1998 Name der Kommunität: Casa Betania
  1. 30.Mai 1982 (Pfingsten): Weihe der neuen Räume in Terlizzi
  2. 8. Dezember 1984: Die ersten vier Schwestern legen ihr Gelübde ab
  3. 9. März 1989: Tod von Sr Floriana: Es beginnt eine Zeit zahlreicher Berufungen.
1998 – Heute: Institut des geweihten Lebens „Fraternitá Francescana di Betania“
                          Franziskanische Gemeinschaft von Betanien

Am 8. Dezember 1998 erfolgt die Anerkennung der Gemeinschaft als Institut des geweihten Lebens diözesanen Rechts durch ein Dekret der Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens (CIVCSVA) durch Unterschrift von Mons. Donato Negro, dem örtlichen Bischof.

Franziskanische und marianische Spiritualität

Die FGB (Franziskanische Gemeinschaft von Betanien) hat ihre spirituellen Wurzeln in der franziskanischen und marianischen Spiritualität. Unsere Gründer war Kapuziner und ein großer Verehrer der Muttergottes, so wie Pater Pio von Pietrelcina, sein geistlicher Vater, es war. Unsere Konstitutionen haben als Quelle die Konstitutionen der Kapuziner. Dies gilt besonders für die Regeln unserer Gelübde. Aber auch unsere Liturgie ist franziskanisch geprägt. Wir begehen alle Gedenk- und Feiertage, die zu der kapuzinisch-franziskanischen Tradition gehören.

Sei nicht so auf das Beschäftigtsein Marthas bezogen, dass du darüber Marias Schweigen vergisst. Die jungfräuliche Mutter, die sowohl die eine als auch die andere Aufgabe so gut miteinander in Einklang bringt, sei für dich sanftes Vorbild und Inspiration. (Pater Pio von Pietrelcina zu Pater Pancrazio am 20.10.1959)

Wir leben marianische Spiritualität, weil Maria unser Vorbild und unsere Inspiration ist. Maria lebt und vereint in sich die Aspekte von Maria und Martha von Betanien, die in der Geschichte der Spiritualität immer schon die Aspekte der caritativen Aktivität und der Kontemplation verkörperten.

Ich möchte euch nun vorstellen, wie diese beiden Aspekte sich in unserem Charisma entfalten.

Das Gebet

Um zu verstehen, wie unser Leben durch das Gebet geprägt wird und unser Leben umschließt, stellen wir unseren typischen Tagesablauf in Deutschland vor :

7:25 Rosenkranz
8:00 Heilige Messe
8:50 Laudes
9.00 Frühstück
9:30 Arbeit
12:45 Die Sext
13:00 Mittagessen
13:40 Aufräumen in der Küche
16:00 Die Priester stehen zur Verfügung für die Beichte
18:00 Vesper
18:30 Hl. Messe
19:30 Abendessen
20:45 Rekreation: Zeit des Beisammenseins, des Gesprächs und der gemeinsamen Freizeit
21:30 Rosenkranz und Komplet
3:00 Nachtgebet (Mi. – Fr. – So.): Eucharistische Anbetung mit Rosenkranz u. Lesehore

Fast alle Gestalten des katholischen Gebets werden praktiziert: Die Hl. Messe, das Stundengebet, die Eucharistische Anbetung, der Lobpreis, die Marianische Verehrung mit dem Rosenkranz sowie verschiedene Andachten im Kirchenjahr.

Nachmittags hat jeder von uns Zeit für das persönliche Gebet vor der Eucharistie oder im Zimmer. Das Gebet ist für uns die Seele unserer Gemeinschaft. Im Hören von Gottes Wort finden wir die Nahrung unseres Lebens und auch die Möglichkeit, Jesus besser kennenzulernen und unsere Beziehung zu ihm zu vertiefen.

Die Vielfalt des Gebets ist ein Reichtum für uns wie auch für die Gäste, die mit uns leben möchten. Wer bei uns eine Zeit lang lebt, kann in den verschiedenen Gestalten des Gebets die Kraft der Erlösung erfahren.

Pater Pancrazio, unser Gründer, hat das Gebet, besonders das Nachtgebet, immer auch als eine “ Begegnung mit dem Geliebten“ bezeichnet.

Geschwisterlichkeit

Der zweite Aspekt unseres Charismas ist die Geschwisterlichkeit. Aufgrund unserer Berufung sind wir vor Jesus alle gleich. Ordenspriester, Ordensschwester oder Ordensbruder haben auf Grund der „Berufung zur Heiligkeit“ die gleiche Wertigkeit und die gleiche Würde. „Bruder“ bzw. „Schwester“ ist daher nicht nur eine Anrede, sondern es bezeichnet, was wir untereinander wirklich sind. Deswegen stellen wir uns auch immer als „Bruder“ vor, unabhängig davon, ob wir Priester sind oder nicht.

Unser erstes Ziel ist es, uns gegenseitig anzunehmen. Wir möchten durch die Art unseres Zusammenlebens Nächstenliebe leben und die frohe Botschaft verkünden. Unser Gründer hat immer wiederholt, auch ganz kurz vor seinem Tod, dass wir der heutigen Gesellschaft das Evangelium durch unsere Einheit verkünden sollen. Die Predigten waren dann für ihn bedeutsam, wenn wir auch durch unser Leben ein gutes Zeugnis ablegten. Werden wir als Gemeinschaft eins, so wird auch unser Leben überzeugend sein.

Gastfreundschaft

Wir denken, das wirklich Neue unseres Instituts ist, wie wir Gastfreundschaft leben und sie anbieten:
Alle, die sich für unser Leben interessieren, dürfen an daran teilhaben. Wir sind natürlich kein Hotel, aber unsere Gastfreundschaft gibt denen, die eine Erfahrung des Glaubens und der Liebe in einer Gemeinschaft suchen, die Möglichkeit, diese Erfahrungen zu machen.

Die Bedingungen für die Teilnahme an unserem Leben sind folgende:

  1. Teilnahme an den Gebetsterminen der Gemeinschaft (für das Nachtgebet ist es freiwillig)
  2. Mitarbeit im Haus oder im Garten, je nach Möglichkeit der Gäste
Wer sind unsere Gäste?
  • Priester und Ordensleute, die müde und erschöpft sind aufgrund ihrer apostolischen Tätigkeit und die die Beziehung zu ihrem Herrn wiederfinden möchten
  • Alle, die Gott suchen
  • Alle, die eine tiefere Erfahrung mit Gott haben möchten
  • Alle, die sich auf der Suche nach ihrer Berufung befinden
  • Familien, welche die Schönheit ihrer Berufung wieder entdecken oder vertiefen möchten
  • Jugendliche, die ohne Orientierung sind oder die ihren Glauben vertiefen wollen
  • Alle, die das Bedürfnis spüren, sich von einem hektischen Alltagsleben zurückzuziehen um in der Stille der klösterlichen Gemeinschaft zu bleiben.

Die Gäste finden Ordensmänner und Ordensfrauen vor, die wirklich bereit sind, ihr Leben mit den Gästen zu teilen. Eine Tagesstruktur, in der alle eingebunden sind und gemeinsames Tun (Beten, Arbeiten, gemeinsame Mahlzeiten oder aber auch gemeinsame Freizeit) können einen offenen Raum für Begegnung und Gespräch schaffen. In gegenseitiger, liebevoller Annahme und Anteilnahme begegnen sich Ordensleute und Gäste als Brüder und Schwestern und können so ein lebendiges Zeugnis für Evangelisierung sein.

Unsere verschiedenen Niederlassungen

Wir haben schon seit Jahren verschiedene Niederlassungen eröffnet.
Unser Mutterhaus ist in Terlizzi (Süditalien, Provinz Bari).

Unsere Niederlassungen sind in Cella di Noceto (Noviziat), Rom, Loreto, Partanna (Sizilien – Provinz Trapani), Wallfahrtskirche Le Vertighe (Provinz Arezzo), San Quirino (Friaul – Provinz Pordenone), Verona, Rovio (Tessin in der Schweiz), Aschaffenburg (DE) und Salvador de Bahia (Brasilien).

Apostolat

Unser erster Apostolat ist, alle, die sich für unsere Spiritualität interessieren, in die verschiedenen Aspekte einzuführen, sodass sie diese in der Welt umsetzen und leben können.

Wir begleiten

  • FAMILIEN von Oblaten
  • JUGENDLICHE
  • LAIEN
  • GEBETSGRUPPEN

Alle Gruppen treffen sich einmal im Monat in unserer Gemeinschaft.

Jedes Jahr wird vom Generalminister ein Thema festgelegt, das für alle Gruppen gilt. Über das Thema werden folgende Initiativen organisiert:

  • Exerzitien für Oblaten
  • Nationale Tagung für unsere Laien in Loreto, die jedes Jahr ein besonderes Thema hat.
    In diesem Jahr ist das Thema: Die Barmherzigkeit in der Gemeinde der Gläubigen
  • Winter- und Sommerzeltlager für unsere Jugend von Betanien
  • Sommerliche Woche in den Bergen für Familien und Laien

Franziskanische Gemeinschaft von Betanien Aschaffenburg