Liebe Schwestern und Brüder,

die Liturgie des Gründonnerstags setzt die Eucharistie in den Mittelpunkt unserer Betrachtung. Das jüdische Passahfest ist der Ursprung unserer Hl. Messe und das Lamm ist sein zentrales Symbol. Bei Sonnenuntergang wurde das Lamm geopfert und mit seinem Blut wurden die Türpfosten der jüdischen Häuser besprengt, als Signal für den Engel des Herrn, der die Erstgeborenen der Juden verschonen sollte. Die Beschreibung der Nacht des Passahs, in der die Israeliten geflüchtet waren, ist reich an Symbolen, die zum Teil ja so blutig sind, aber auch so wichtig für das Christentum, dass ihnen eine neue und spirituelle Bedeutung gegeben hat.

Das erste Passahfest war für die Juden ein ganz eiliges Abendmahl, in dem ein Lamm am Spieß gebraten für jede Familie gegessen wurde, bevor die Israeliten zur nächtlichen Flucht aufbrachen. Warum so eilig? Da die Erstgeborenen der Ägypter von dem Engel des Herrn getötet wurden, hätten sie nach den Juden gesucht um sich zu rächen und das Volk wieder zu versklaven. Des halb ist die erste Bedeutung des Passahfestes die Befreiung von Sklaverei.

Der Tod Jesu am Kreuz, der in der Hl. Messe mit den Worten der Einsetzung der Eucharistie verbunden ist, ist das Ereignis unserer Befreiung. Sein Tod ist für uns Leben geworden. Darüber hinaus feiern wir in der Eucharistie auch die Auferstehung, die unser Eingang in das ewige Leben ist. Die Eucharistie ist auch für uns geistliche Nahrung. Ein Essen, das ganz anders als unser materielles Essen ist. Das eucharistische Brot und der eucharistische Wein sind nicht nur eine Ernährung, sondern auch eine Person.

Christus beginnt ein neues Passahfest. Er erneuert und vervollständigt den jüdischen Ritus. Er ist das wahre österliche geopferte Lamm, das sich am Kreuz schlachten lässt. Das Kreuz wird nicht mehr ein Schafott, sondern ein Altar und aus seiner Seite, aus seinem durchbohrten Herzen sprudelt eine lebendige Wasserquelle hervor, die alle heilt, die auf ihn vertrauen. Die Eucharistie ist der wahre Zutritt zur göttlichen Welt. Durch den Glauben treten wir in Verbindung mit dem Geheimnis des Opfers Jesu.Lavanda-dei-piedi

Ein Opfer, das geheimnisvoll immer lebendig und präsent ist. Aber es ist außerordentlich, dass das göttliche Lamm Nahrung in der Gestalt des Weins und des Brots wird, die mystisch in seinem Blut und Leib gewandelt werden. Er kommt in uns und lässt sich von uns aufnehmen, aber gleichzeitig werden wir geheimnisvoll in ihn und von ihm selbst aufgenommen. Wenn unser Herz in der Eucharistie geöffnet ist für das Wirken Gottes, sind es nicht wir, die die Nahrung zu uns verwandelt, im Gegenteil es ist die heilige Speise, die uns durch Jesus, Tod und Auferstanden verwandelt.

Die Eucharistie wird auch das Sakrament der Gemeinschaft oder der Einheit genannt. Es sieht mir so aus, dass diese Bedeutung immer mehr vergessen wird. Manchmal sehe ich Personen, die an der Hl. Messe teilnehmen, als ob es eine private Erfahrung wäre, wo sie sich von allen Ablenkungen und Sorgen isolieren wollen um in eine mystische Erfahrung eizutreten, aber das ist oft sehr individualistisch. In der Zelebration sind viele Zeichen vorhanden, die auf die Gemeinschaft zielen. Z. B. sich zusammen erheben, sich setzen, sich knien. Die Eucharistie lässt uns Eins in Christus werden, deshalb sind wir alle Brüder und Schwestern, alle werden gerufen zu kooperieren für die Erlösung von Menschen, die noch nicht Christus gefunden haben.

Um diese Einheit zu konkretisieren, sollen wir von Jesus lernen, der beim Letzten Abendmahl für seine Zeitgenossen eine unglaubliche Geste gemacht hat: er hat die Füße der Jünger gewaschen. Eine erniedrigende Aufgabe, die nur die Sklaven machen sollten.

Die Eucharistie ist die Nahrung, die unsere Sehnsucht und den Willen nährt, unser Leben für den Anderen hinzugeben. Wenn wir mit offenem Herzen Jesus annehmen, bringt er uns dazu, unser Leben zu schenken. Nur von dieser Liebe her können wir begreifen, dass die Eucharistie ein radikaler Dienst ist. Gott, der unendlich ist, lässt sich in ein Stückchen Brot und Wein verwandeln. Er, den der Himmel nicht fassen kann, wählt aus Liebe für die Menschheit im eucharistischen Brot und Wein präsent zu sein. Gott beweist seine Demut durch die Eucharistie. Wenn die Eucharistie ein bereites und demütiges Herz findet, begleitet sie den Menschen zu einem totalen Edelmut im Dienen.

Zu Gott gehören heißt dann, immer mehr Knecht der Brüder und der Schwestern zu werden. Wenn wir seit Jahren an die Eucharistie teilnehmen und die Kommunion bekommen, wir aber kein inneres Wachstum in der Demut und im Dienst der Liebe sehen, dann heißt das: wir sind auf dem falschen Weg! Also, jetzt ist die Zeit der Bekehrung, der Umkehr.

Christus gegenüber, der die Füße der Jünger wäscht, sollen wir eine solche Haltung wie die Jünger einnehmen. Gegenüber den Nächsten sollen wir als Jünger Jesu uns beugen und die Füße unseres Nächsten waschen und unser Leben für Sie hingeben. Die Eucharistie fordert uns auf, dass wir unsere Seele vor Jesus stellen und unser Leben nach seinem Leben ausrichten, das von Demut und Hingabe pur geprägt ist.

Maria die Mutter Gottes, die eucharistische Frau, lehrt uns und begleitet uns die drei Bedeutungen der Eucharistie zu verinnerlichen: die Erlösung vom ewigen Tod, die Einheit mit Gott und unseren Brüdern und Schwestern, die Liebe für Jesus und für unsere Brüdern bis wir unser Leben für Sie hingeben.

Br. Alberto